Förster und Waldbauern erkunden mit Grünen-Abgeordnetem Maiburger Wald

Bippen – Wie die zukünftige Waldentwicklung unter Berücksichtigung der Klimakrise erfolgen kann, erkundeten die Grünen mit ihrem zuständigen Bundestagsabgeordneten, Harald Ebner, sowie Waldbauern und Forstbeamten bei einem Waldbegang in der Region Maiburg.

06.06.18 –

Bippen – Wie die zukünftige Waldentwicklung unter Berücksichtigung der Klimakrise erfolgen kann, erkundeten die Grünen mit ihrem zuständigen Bundestagsabgeordneten, Harald Ebner, sowie Waldbauern und Forstbeamten bei einem Waldbegang in der Region Maiburg.

„Zur Verbesserung der CO2-Bilanz müssen immissionsträchtige Baustoffe wie Beton, Stahl und Aluminium durch Holz ersetzt werden“, forderte Ebner. Auch Laubholz sei dank neuer Technologien hervorragend für Konstruktionen geeignet. „Holz toppt jeden Stahlträger“, so der Abgeordnete aus Schwäbisch Hall. Die Bauordnungen müssten entsprechend angepasst und weitere Wettbewerbsnachteile des Baustoffes Holz gegenüber fossilen Baumaterialien abgebaut werden.

Ebner betonte, Holz sei ein zu kostbarer Rohstoff, um nach dem Einschlag direkt verfeuert zu werden. Es gelte, Holz erst am Ende langer Nutzungsketten (Kaskaden) zur Verbrennung einzusetzen, auch um das beinhaltete CO2 möglichst lange zu binden. Dafür seien geeignete Rahmenbedingungen notwendig, um die ungenutzten Potentiale der stofflichen Holznutzung besser auszuschöpfen.

Die von Bernd Schwietert sachkundig geleitete Exkursion führte 25 Waldbauern, Forstbeamte und Grüne vom Voßpäddken-Parkplatz zu verschiedenen Stationen des Maiburger Waldes, dessen ca. 1.000 ha etwa je zur Hälfte in Staats- und Privatbesitz sind. Unter dem Titel „Waldwirtschaft im Spannungsfeld ökologischer, gesellschaftlicher und ökonomischer Herausforderungen“ galt es, Lösungsmöglichkeiten zu erörtern.

Die Klimakrise beschere unseren Wäldern vermehrt Stürme, zunehmende Trockenheit und neue Schädlinge, stellte der pensionierte Forstamtsleiter fest. Vorausschauende Waldpolitik könne aber dazu beitragen, ökologisch stabile und widerstandsfähige Waldökosysteme zu schaffen und die Vielfalt der Wälder zu erhöhen. Gleichzeitig gehe es darum, den heimischen Holzbedarf langfristig zu sichern und das Rohstoffpotenzial unserer Wälder naturverträglich zu nutzen.

Ziel des Landesprogramms LÖWE (Langfristige Ökologische Waldentwicklung) sei die Steigerung des Laubwaldanteils auf 60%, erklärte Schwietert. Ein hoher Anteil der Buche könne nur gelingen, wenn deren Nutzung wirtschaftlich interessant sei. In den Landesforsten sei ein Naturwald-Anteil von 10% vorgegeben, der Unterschlupf und Nahrung für Tiere bis zum Umfallen und Zerfall der Bäume biete.

Die Forstwirtschaft solle darauf ausgerichtet werden, den inländischen Holzbedarf möglichst weitgehend zu decken, um Importe vor allem aus Regionen mit geringeren Nachhaltigkeitsstandards zu minimieren. „Die Verwendung fremdländischer Baumarten wie Roteiche, Douglasie, Küstentanne und Japanlärche kann unter strenger Anlehnung an die LÖWE-Grundsätze erfolgen“, erläuterte Schwietert. Problematisch sei die spätblühende Traubenkirsche, deren Samen durch Vögel  verbreitet und von Wild und Insekten wegen der giftigen Rinde kaum angetastet werde.

Waldflächen sollten nach den LÖWE-Regeln nur auf festgelegten Rückegassen befahren werden, deren Abstand auf hochsensiblen Böden und in Laubholzaltbeständen mindestens 40 m betragen sollte, erklärte Schwietert. Tiefe Fahrspuren seien zu vermeiden. Ziel müsse es sein, trockene Böden zum Rücken zu nutzen, um den Boden schonen zu können. Kritisiert von Waldbauern wurde deshalb die Begrenzung der Zeit zum Holzrücken auf den Winter in vielen Schutzgebieten, was dazu führe, dass auch bei ungünstigen Bodenverhältnissen gearbeitet werde und Schäden verursacht würden.

Gefordert wurde die konsequente Anpassung der Schalenwildbestände an die gesetzlichen Vorgaben, was von den Jagdbehörden zu kontrollieren sei. „Die Jagd soll einen zaunfreien Waldbestand ermöglichen, der die Verjüngung empfindlicher Baumpflanzen nicht gefährdet“, so Waldbauer Joachim Kellermann von Schele. In diesem Zusammenhang kritisierte die Fürstenauer Grünen-Sprecherin Claudia Funke die winterliche Anfütterung zwecks erleichtertem Abschuss.

Um das Jahr 1700 sei das Osnabrücker Land nahezu baumlos gewesen, erinnerte Uwe Aegerter vom Forstamt Ankum. Ab 1770 sei mit nachhaltiger Forstwirtschaft begonnen worden. Erst als durch Auswanderung und Landflucht Fläche frei wurde, hätten Aufforstungen gefruchtet, ergänzte Andreas Perkmeyer. Der Waldbauer meinte, heute werde zu wenig Holz geschlagen, was vor allem an den seit 40 Jahren zu niedrigen Preisen liege. Aus China werde unser Sturmholz billig aufgekauft und als Spielzeug oder Möbel zurückverkauft, erklärte Waldbauer Dirk Meyer zu Theenhausen.

Allseits wurde Schwietert für die erkenntnisreiche Exkursion gedankt, die der Verständigung zwischen Waldbauern, Forstbeamten und Grünen gedient habe. „Diesen Dialog sollten wir weiterführen“, bilanzierte der zukünftige Leiter des Forstamtes Ankum, Reinhard Ferchland.

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