„Mehr Demut vor der Schöpfung“ - Grüne sprachen über Fleischkonsum

Glandorf – Für mehr Demut vor der Schöpfung auch angesichts der Folgen von zu hohem Fleischkonsum sprach sich Anna Kebschull aus. Die Landtagskandidatin der Grünen plädierte anlässlich eines Gespräches in der Glandorfer Zentrale der Firmengruppe Dr. Pandalis, mehr an das Wohl der Tiere, die eigene Gesundheit und die Folgen für die Umwelt zu denken.

18.09.17 –

Glandorf – Für mehr Demut vor der Schöpfung auch angesichts der Folgen von zu hohem Fleischkonsum sprach sich Anna Kebschull aus. Die Landtagskandidatin der Grünen plädierte anlässlich eines Gespräches in der Glandorfer Zentrale der Firmengruppe Dr. Pandalis, mehr an das Wohl der Tiere, die eigene Gesundheit und die Folgen für die Umwelt zu denken.

Starke Fleischesser würden eine höhere Tendenz zur Erkrankung an Darm-, Lungen- und Brustkrebs aufweisen, erklärte Pandalis-Mitarbeiterin Maike van der Pütten mit Verweis auf entsprechende Forschungen. Festgestellt worden sei außerdem der Anstieg des Risikos für Bluthochdruck mit zunehmendem Fleischkonsum. Zudem fördere der Verzehr tierischer Produkte die Ausschüttung von IGF-1*, wodurch die Teilungsgeschwindigkeit von Zellen erhöht und die Entsorgung alter Zellen behindert werde, was ein Ausgangspunkt für Krebs sei.

Die Landwirtschaft trage mit ihrem Ammoniakausstoß sehr wesentlich zur Feinstaubbelastung unserer Atemluft bei, ergänzte die Biologin aus dem Pandalis-Betrieb, Lena Hahn. Das Ammoniak reagiere in der Luft mit weiteren Partikeln und Gasen zu sekundären Feinstäuben, die im Körper chronische Entzündungen verursachen und das Risiko auf Autoimmunkrankheiten erhöhen könnten. Bereits Konzentrationen unterhalb der geltenden EU-Grenzwerte seien gefährlich und könnten zu Lungenkrebs führen.

Grünen-Kreisgeschäftsführer Johannes Bartelt verwies darauf, dass der wissenschaftliche Beirat des Landwirtschaftsministeriums Ende 2015 die deutsche Landwirtschaft als nicht zukunftsfähig dargestellt habe. Demnach sei das Agrarsystem falsch, krank und über Zuschussmechanismen pervertiert. Gefordert werde nicht Exportmaximierung, sondern einhundertprozentige Selbstversorgung aus artgerechter Tierhaltung, die die riesigen Gülleüberschüsse reduziere und die Abholzung des südamerikanischen Regenwaldes für Futter aus Gensoja beende.

Eine Besucherin aus Schwege sprach die Güllemengen an, die für die ansteigende Nitratbelastung im Grundwasser verantwortlich seien. Kritisiert wurden die Arbeitsbedingungen in Großschlachtereien. Gefordert wurde eine gute Behandlung der Tiere, wenn sie später gegessen würden. Dafür sei ein Umdenken erforderlich, das schon in Kindergarten und Schule ansetzen müsse sowie eine Kennzeichnung über Haltung und Herkunft.

Dem stimmte ein Landwirt zu, weshalb die Höfe geöffnet würden und Kinder aus der Grundschule auf den Kartoffelacker eingeladen würden. Richtig sei eine Kennzeichnung für Fleisch ähnlich der bei Eiern. In den letzten Jahren sei hinsichtlich Transparenz viel versäumt worden. Die zukünftige Landwirtschaft könne jedoch nur mit dem Verbraucher gelingen.

„Diese derzeitige Landwirtschaft ist am Ende, die Wende muss radikal sein“, betonte Dr. Georgios Pandalis. Sein Betrieb habe nichts davon, wenn er sage: „Esst weniger Fleisch“! Dann würden die Leute gesünder und würden weniger Pandalis-Produkte kaufen. Er warne aus Überzeugung und aus Verantwortung. Zur Frage, warum Fleisch vor 50 oder 100 Jahren noch kein Gesundheitsproblem sei, führte Dr. Pandalis an: „Unsere Vorfahren aßen sehr viel weniger Fleisch und was sie aßen, war nicht mit Hormonen verseucht.“

Es sei u.a. mit falschen Werbebildern viel Vertrauen in die heutige Landwirtschaft verloren gegangen, fasste Kebschull zusammen. Der Irrglaube an „Wachsen oder Weichen“ habe immer mehr Höfe in die Aufgabe getrieben. „Wir müssen weg von Ackergiften und zu viel Antibiotika, entschlossen aber schrittweise, unter Mitnahme aller Beteiligten“, so die Landtagskandidatin. Mit genauer Kennzeichnung von Lebensmitteln habe es der Verbraucher in der Hand, bei seinem Einkauf mit Einfluss auf das Wohl der Tiere und seine Gesundheit zu nehmen.

 

* Insulin-like Growth factor 1 = Insulin ähnlicher Wachstumsfaktor 1

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