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17.10.18 –
Hilter – Wie kann der Bedarf an Ausbildungsplätzen in kleinen und mittelständischen Betrieben zukünftig gedeckt werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Informationsbesuches bei der Firma Steuerungstechnik Stg im Gewerbepark Ebbendorf.
„Stellen nicht nur für Azubis in den Bereichen Software-Entwicklung, Elektronik und Bürokaufleute sind offen und nicht leicht zu besetzen“, informierte Geschäftsführer Georg Strotmann. Dabei sei der 2003 gegründete Betrieb mit Anlagen zur Optimierung des Reifendrucks für Landwirtschafts- und Baumaschinenzeuge beschäftigt, wodurch bis zu 25 Prozent Dieselverbrauch eingespart werde und extreme Bodenschadverdichtungen minimiert würden. Mit inzwischen 18 Arbeitskräften, davon ein Drittel Frauen, sei die Firma zukunftsorientiert aufgestellt.
„Bei Bewerbungen für eine Ausbildung fehlen häufig Kenntnisse der Grundrechenarten“, berichtete der Diplom-Ingenieur. Ursachen seien zu große Schulklassen, das Tempo in der Schule sowie falsche Schwerpunktsetzungen. „Was nützt die Kurvendiskussion, die später kaum noch jemand braucht, wenn Bruchrechnung und Dreisatz nicht beherrscht werden“, fragte Strotmann.
Der Betrieb habe sich deshalb auch nach ausländischen Kräften umgeschaut und inzwischen je einen Spanier, Letten und Iraner eingestellt. „Aber das hat mir 50 Telefonate in vier Wochen gekostet“, so Strotmann. Wenn nicht der Umweg über zunächst ein Touristen-Visa zur Erreichung der BlueCard gegangen worden wäre, hätte sich die Einstellung bis Anfang 2019 hinein verzögert.
Wenig hilfreich sei das BAMF bei der Gewährung von Integrationskursen, die nur vor- und nachmittags angeboten würden und somit eine parallele Beschäftigung im Betrieb nicht zuließen. Auch von der Volkshochschule des Landkreises seien ihm keine Deutschkurse an Abenden angeboten worden, bei der der Stadt Osnabrück erst im kommenden Jahr. Nur in Braunschweig habe er ein Abendangebot gefunden, aber das hätte drei Stunden Bahnfahrt bedeutet.
Strotmann beklagte die gesellschaftliche Fixierung auf ein Studium. Wenn anschließend nur das Taxifahren bleibe, tauche die Frage nach dem individuell richtigen Weg auf. Dass das Handwerk viele attraktive Berufe zu bieten habe, sei in der Lebensphilosophie vieler Menschen noch nicht angekommen. Dabei werde mit Gleitzeit zu Lebensqualität und Familienplanung beigetragen.
Der Betriebsleiter empfahl häufigere Betriebspraktika, mit denen schon zum Ende der Grundschule begonnen werden könne. Gute Möglichkeiten seien Pflicht-Arbeitsgruppen in Schulen, die berufsbezogener sein könnten als zum Beispiel Segelfliegen. Hilfreich seien Datenbanken mit Informationen, welcher Betrieb welche Praktika und Ausbildungen anbiete.
„Das Handwerk muss Zugang auch zu Realschulen und Gymnasien finden“, bekräftige Rainer Kavermann. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende, der selbst Erfahrungen mit Auszubildenden in seinem Gartenbaubetrieb sammelte, empfahl, junge Leute besser über die Vielfalt der Handwerksberufe zu informieren und sie entsprechend der individuellen Interessenlage dafür zu begeistern.
Kavermann sagte zu, sich im Kreistag für abendliche Deutschkurse einzusetzen, auch um es zu ermöglichen, den Lebensunterhalt durch eigene Arbeit schon selbst verdienen zu können. Beim von der Bundesregierung bis zum Jahresende angekündigten Einwanderungsgesetz müsse auf unbürokratische Abwicklung insbesondere für kleinere Firmen geachtet werden, wobei die Wigos behilflich sein könne.
Kreisvorstandsmitglied Sandra Telkmann sprach sich für deutlich besseren Öffentlichen Nahverkehr aus, um jungen Leuten auch im ländlichen Bereich den Weg zur Arbeit zu erleichtern, der mit einem kostenlosen Monatsticket attraktiv gestaltet werden könne.
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